Unter einem Dialekt versteht man die Art und Weise, wie man eine Sprache spricht. Der Begriff „Dialekt“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt „Redeweise von Gruppen“. Häufig spricht man in diesem Zusammenhang auch von der „Mundart“, was einfach ein anderes Wort für Dialekt ist. Ansonsten sind Dialekte örtlich geprägt. Vor allem aber sind Dialekte die eigentliche Muttersprache der meisten Menschen dieser Welt. Erst im Laufe ihrer Sozialisation erlernen sie den Gebrauch einer oder mehrerer „Standardsprachen“ für den schriftlichen, überregionalen und offiziellen Gebrauch. Die meisten Menschen sind also zeitlebens zwei- oder mehrsprachig.
Ein kurzer Blick in die Sprachgeschichte hilft nachzuvollziehen, woher unser Bürstädter Dialekt überhaupt kommt: Er liefert Antworten auf die nicht unbedeutende Fage: Warum wir so reden, wie ma babble? Am Ende sind es die sprachliche Eigenart und die regionale Verbreitung einer Mundart, welche die Verbundenheit der Dialektsprechenden untereinander ausmacht, denn: Der Dialekt schafft regionale Identität.
Wie alle deutschen Dialekte ist „Bäschdädderisch“ in seinen sprachhistorsichen Ableitungen ein westgermanischer Stammesdialekt. Unstreitig hat unsere Mundart die Hochdeutsche Lautverschiebung mitvollzogen. Deshalb sind wir „Macher“ und sagen das auch so. Deshalb dürfen die Bürstädter sich auch zuschreiben, dass sie Hochdeutsch sprechen!
Als „Hochdeutsche Dialekte“ werden bekannntlich die Dialekte südlich der als „Benrather Linie“ bekannten Spachgrenze und nördlich der „Speyrer Linie“ inmitten des Mitteldeutschen Sprachraums bezeichnet. Die „pund/pfund“-Linie (auch Germersheim-Kassel-Linie oder auch als Odenwald-Rhön-Schranke bezeichnet) ist eine der Speyerer Linie südlich benachbarten Dialektgrenze. Sie definiert Mitteldeutsch als einen Sprachraum, der sich in Westmitteldeutsch = „pund“ und Ostmitteldeutsch = „fund“ unterscheidet Südlich der Speyrer-Linie wird Oberdeutsch (= pfund) gesprochen.
Bürstädter sagen „pund“. Unser Dialekt ist Westmitteldeutsch, denn wir fragen „was“ und sagen „das“. Zu diesem Sprachraum zählen ausschließlich fränkische Dialekte, die vor allem entlang des Mittel- und oberen Niederrheins gesprochen werden.[1] Als Fränkisch werden die sich aus den im Norden und Osten des Fränkischen Reichs (5. bis 9. Jh.)[2] entwickenden Dialekte bezeichnet, zu denen auch das Rheinfränkische zählt. Es ist eine zusammenfassende Bezeichnung für hochdeutsche Dialekte im Westmitteldeutschen: Hessische Dialekte in nahezu ganz Hessen südlich der Benrather Linie und für Pfälzisch in Rheinland-Pfalz und angrenzenden Gebieten.
"Im Grunde genommen ist Bäschdädderisch eine westgermanische Artikulation indogermanischer Prägung in lautverschobener Hochdeutscher Art, die als westmitteldeutsche Rheinfränkische Dialektvariation rheinhessischer, hessischer und pfälzer Prägung als südhessische Mundartvariation mit kurpfälzer Einschlag gilt."
Alexander Bauer
[1] Die Vielfältigkeit der fränkischen Mundarten kommt unter anderem dadurch zustande, dass sich die Sprache verbreitete, bevor sich im deutschen Sprachgebiet ein Lautwandel vollzog. So spricht man etwa im nördlichen Baden-Württemberg Hohenloher-Fränkisch, was in der historischen Zugehörigkeit zum Fränkischen Reich liegt. Sprachwissenschaftler fassen das Gebiet der fränkischen Dialekte jedoch wesentlich weiter. Hessische und Rheinpfälzische Dialekte werden den Rheinfränkischen und die des Rheinlands südlich von Düsseldorf als Mittelfränkisch oder Moselfränkisch bezeichnet. Die Dialekte des nördlichen Rheinlands, der westlichen Niederlande und des nördlichen Belgiens werden als Niederfränkische Dialekte zusammengefasst. Letzendlich ist das Ostfränkische die Summe der Mundarten, die wir heute umgangssprachlich als Fränkisch bezeichnen.
[2] Die Franken (sinngemäß „die Mutigen, Kühnen“) zählten im 3. Jh.n. Chr.zu den gemanischen Großstämmen, deren ursprüngliches Siedlungsgebiet sich an der Weser, am Niederrhein und im Raum Köln-Aachen erstrekte. Ihr späteres Frankenreich (5. bis ins 9. Jh.) bestand aus dem römischen Gallien und au angrenzenden rechtsrheinisch-germanischen Siedlungsgebieten. Den Höhepunkt seiner Macht erlebte das Reich der Franken unter der Herrschaft Karls des Großen (768–814). Nach seiner Teilung (9. Jh.) entwickelte sich aus der östlichen Reichshälfte das Heilige Römische Reich und aus der westlichen das spätere Königreich Frankreich. Die für unsere Region bedeutsame Frakfurter Metopole ist nach dem altfränkisch Namen Franconofurd benannt, was ‚Furt der Franken‘ bedeutet und sich auf eine Felsbarriere im Untergrund des Mains bezieht, die es ermöglichte, den Fluss – der damals viel breiter war als heute – bei normalem Wasserstand gefahrlos zu überqueren.